TheoLounge: Gespräche über Gegenwart – jenseits von Glaube oder Unglaube (RefLab)

TheoLounge: Gespräche über Gegenwart – jenseits von Glaube oder Unglaube (RefLab)

Deine Zeit für ein gutes Gespräch

Etty Hillesum: «Wir müssen dir helfen, Gott»

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Lange blieben die Tagebücher Etty Hillesum (1914–1943) unveröffentlicht, erst in den 1980er-Jahren erschien zum ersten Mal eine Sammlung von Texten daraus. Etty Hillesum schrieb im von den Nazis belagerten Amsterdam der 1940er-Jahre, später aus dem Arbeitslager Westerbork, in dem sie über ein Jahr lebte, bevor sie nach Auschwitz transportiert und dort ermordet wurde.

Ihre Tagebucheinträge und Briefe zeigen eine junge Mystikerin die das Zeitgeschehen klar sieht und reflektiert. Gleichzeitig findet sie im Leben, in ihrer Spiritualität und in sich selbst Ressourcen, um Menschen zu helfen, nicht zu verzweifeln.

Trotzig hielt sie daran fest, dass das Leben selbst im Schrecken Momente der Schönheit, vielleicht sogar des Glücks bereithält. «Wir haben dieses Lager singend verlassen», notierte sie auf eine Postkarte, die sie am 7. September 1943 aus dem Zug warf.

Gast in der TheoLounge ist der emeritierte Theologieprofessor Pierre Bühler, der soeben die erste deutschsprachige Gesamtausgabe von Etty Hillesums Werk herausgegeben hat. Mit ihm im Gespräch sind Felix Reich, Redaktionsleiter der Zeitschrift «reformiert.», und Evelyne Baumberger vom RefLab.

Etty Hillesum: Ich will die Chronistin dieser Zeit werden. Sämtliche Tagebücher und Briefe 1941-1943, C.H. Beck, 2023.

Kathrin Müller: Eine Objektgeschichte des Kreuzes

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Diese Ausgabe der TheoLounge ist eine Übernahme einer Folge des RefLab-Podcasts «Draussen mit Claussen» von Johann Hinrich Claussen (Hamburg, Berlin), dem Kulturbeauftragten der EKD. Beide Podcasts behandeln Fragen aus Kultur und Religion. Freunde der TheoLounge könnte auch «Draussen bei Claussen» interessieren.

Boris Previšić: Wir müssen ein gutes Anthropozän schaffen!

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Der Kulturwissenschaftler Boris Previšić kennt den sensiblen alpinen Kulturraum wie kaum ein anderer. An den Alpen lassen sich vielfältige klimatische Veränderungen ablesen. «Der Klimawandel schlägt im Gebirge im Moment heftiger zu als in den Niederungen», sagt der Autor von «CO2: Fünf nach zwölf. Wir wir den Klimakollaps verhindern könne» (2020) sowie des neuen Buches «Zeitkollaps. Handeln angesichts des Planeten» (2023).
Boris Previšić ist ein häufiger Gast in Medien. In jüngten Statements äusserte er sich zum Bergsturz in Brienz. Wir freuen uns, dass er für die TheoLounge-Aufnahme zu uns ins RefLab gekommen ist.

Anselm Grün: «Die ersten Bücher schrieb ich für mich»

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Er wollte «in die weite Welt gehen, in einer anderen Sprache und Kultur die christliche Botschaft verkünden.» In den 1960er-Jahren, vor dem Hintergrund der Dekolonisierungsphase, aber zerbröckelten geschönte Bilder der Überbringung «Froher Botschaft» durch das missionarische Christentum.

«Wir merkten, dass die Realität doch anders war, als es in Lichtbildervorträgen über Missionsarbeit dargestellt wurde.»

Anselm Grün ging nicht nach Asien, sondern wurde ein Missionar im eigenen Land und in der Welt des Gedruckten. Mit seinen Büchern erreicht er aber auch Leser:innen in anderen Weltgegenden. 50 seiner Bücher sind ins Chinesische übersetzt worden und allein in Brasilien wurden etwa zwei Millionen Bücher von ihm verkauft.

Sabine Bobert: Richtig fette Mystik

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Die «neue Mystik» lebe überwiegend ausserhalb der Grosskirchen, ist Sabine Bobert überzeugt. Hirnfrequenzen-basierte Spiritualität und evangelische Theologie fänden kaum zusammen. Wir seien raum- und zeitlose göttliche Wesen, «die mit uns selbst blinde Kuh spielen», statt uns schwerelos durch himmlische Energiefelder zu googeln. Mystik sei «der gesunde Zustand des Menschen oberhalb des Lebenskampfes» und Jesus «doch noch mal was anderes, als die Institution behauptet»… Sabine Bobert entfacht in diesem Podcast ein sprühendes Feuerwerk an Einsichten und Erfahrungen. Sie ist die erste Mystikerin mit Berliner Charme (Schnauze), die Johanna bisher kennenlernte.

Letztendlich sind sogar zwei Sabine Boberts Gäste des Podcasts: die evengelische Theologieprofessorin aus Kiel und Sabine Bobert, der Mystikcoach.

In «Jesus-Gebet und neue Mystik» hat sie eine Nahtoderfahrung verarbeitet und führt ein in orthodox geprägte christliche Mystik.

Auf ihrem Youtube-Kanal spricht sie über die Bibel, PSI-Phänomene, Geister oder Barfussleben.

Musik: Organic Grunge, Kevin MacLeod (incompetech.com), Licensed under Creative Commons: By Attribution 4.0 License

Peter Widmer: Der Glaube an den Phallus

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Peter Widmers 1990 erschienenes Buch «Subversion des Begehrens: Jacques Lacan oder Die zweite Revolution der Psychoanalyse» hat vielen den Weg gebahnt zur Psychoanalyse von Jacques Lacan. Widmers Einführung, die eine komplexe Materie erstaunlich verständlich und bündig darlegt, wird immer noch gedruckt. Der Psychoanalytiker ist weit über die Schweiz hinaus bekannt.

Ich habe Peter Widmer, der immer noch in Zürich eine psychoanalytische Praxis hat, in seinem Zuhause besucht und mit ihm eine TheoLounge aufgenommen. Der Fokus unseres Gesprächs liegt auf dem Ursprung der menschlichen Aggression und Gewalt. Hierüben handeln auch neue Bücher von ihm: «Jeder geht auf den Tod des Anderen» und «Destruktion des Ichs. Psychoanalytische Annäherungen an den Ursprung menschlicher Aggression», das kurze Zeit vor dem Angriffskrieg Putins herausgekommen ist.

Musik: Incompetech, Thunderbird, Kevin MacLeod

Matthias Braun: ChatGPT ist unser Ebenbild

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Eine neue Generation von Chatbots – künstliche Dialogpartner – hält uns in Atem, seit im November 2022 die Version ChatGPT-3 freigeschalten wurde. GPT steht für Gernerative pre-trained transformer. Inzwischen gibt es bereits ein Update: ChatGPT-4. Einige «Kinderkrankheiten» wurden ausgemerzt, aber viele Fragen bleiben. Wie verändert sich durch Chatbots unser Verhältnis zu gespeichertem Wissen? Wie gehen wir um mit den Wirklichkeitskonstruktionen der Maschinen, die plausible Welten errechnen, aber gleichzeitig realitätsblind sind? Und was bedeutet das für die Philosophie und Theologie?

Matthias Braun gehört zu den wenigen Theologen, die gezielt zur Ethik Künstlicher Intelligenz forschen. Er befasst sich mit Fragen der politischen Ethik (Verhältnis von Demokratie, Zivilgesellschaft und Rechtsstaatlichkeit) sowie mit den ethischen und Governance-Herausforderungen neuer Technologien (insbesondere: Big Data, Künstliche Intelligenz und Genome Editing). Einen Auftrag von Christ:innen sieht er darin, sich einzumischen und Lebensformen so zu gestalten, dass sie der «Vielheit und Verletzlichkeit» von Menschen und anderern Wesen gerecht werden. Braun lehrt als Professor für Systematische Theologie/Ethik an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Bonn und ist u.a. Dozent am Oxford Uehiro Centre for Practical Ethics.

Noa Zenger: An der Quelle verweilen durch Fasten

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Thema des Gesprächs mit der spirituellen Lehrerin, reformierten Theologin und Pfarrerin Noa Zenger ist das Fasten als Möglichkeit, in uns hineinzulauschen und eine besondere Form von Fülle, Energie und Klarheit kennenzulernen. «Fasten ist eigentlich etwas ganz Einfaches», sagt Noa Zenger, «weil der Körper seine eigene Weisheit hat. Der Körper kann fasten. Wenn ich dieses Vertrauen habe und gesund bin, brauche ich nur wenige Hinweise und kann es ausprobieren.» Die Fragen stellt Johanna Di Blasi, die angeregt durch das Gespräch tags darauf eine Fastenkur begann.

Musik: Incompetech, Kevin MacLeod: Clean Soul

Saida Mirsadri: Allah ist beweglicher als man(n) denkt

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Die junge Iranerin, mit der sich Manuel Schmid in der heutigen TheoLounge unterhält, sorgt mit ihrer Geschichte und ihren theologischen Überzeugungen für manche Überraschung: Saida Mirsadri hat an der konservativen Universität in Ghom (Iran) als einzige Frau ihres Jahrgangs in Religionsphilosophie promoviert und sich dabei mit Muhammad Iqbal befasst.
Iqbal gehört zu den renommiertesten und schillerndsten Vordenkern eines modernen Islam, der inhaltlich vorwegnimmt, was dann in der sogenannten «Prozesstheologie» Schule macht: Eine Auffassung der Wirklichkeit, die Gott nicht in Gegensatz zur Veränderlichkeit und Entwicklung der Welt setzt, sondern ihn mit den Geschöpfen in einer intimen Wechselwirkung sieht.
Saida Mirsadri denkt von hier weiter und ist überzeugt, dass eine Erneuerung der theologischen Grundlagen auch entscheidend ist für die Auseinandersetzung mit den aktuellen Herausforderungen unserer Zeit – namentlich mit der ökologischen Krise und menschenrechtlichen Problemen.
Vergangenes Semester hat Saida Mirsadri übrigens als Gastprofessorin für islamische Theologie und Bildung am religionswissenschaftlichen Seminar der Universität Zürich verbracht – wir sind froh, dass sie kurz vor ihrem Umzug nach Paderborn noch Zeit zu diesem Gespräch gefunden hat.

Andreas Losch: Hello Aliens!

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Wie wahrscheinlich ist extraterrestrisches Leben? Was würde es für den christlichen Glauben bedeuten, sollte es ausserirdisches Leben geben? Wie realistisch ist die Besiedlung des Weltalls? Das sind Fragen, mit denen sich der Theologe Andreas Losch intensiv auseinandersetzt – und um die es in dieser TheoLounge geht. Die Fragen stellen Johanna Di Blasi und Andy Losch.
Losch sagt: «Wir Menschen müssen uns auch um den Himmel kümmern» und: Früher oder später müssten wir ins All aufbrechen, weil die Erde endlich sei.

Über diesen Podcast

Lust auf Fremdes, Neugier auf Verbindendes, keine Tabus! Der interspirituelle Podcast von Johanna Di Blasi.

Wir treffen inspirierende Menschen, die anders geprägt sind als wir. Wir reden nicht über Kultur, Spiritualität oder Religion, sondern aus den jeweils prägenden kulturellen und spirituellen Erfahrungen heraus. Deep Talk und Shared Knowledge jenseits von Glaube oder Unglaube.

Frei nach dem Mystiker Rumi: «Jenseits der Vorstellungen von richtig und falsch liegt ein Ort, dort werde ich dich treffen.»

von und mit RefLab

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